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„Echte“ Ab- und Auffahrt für Aßlar?

Hessen Mobil soll prüfen, ob diese Ab- und auch Auffahrt ausgebaut werden könnte. (Foto: Pöllmitz)

MAGISTRAT SOLL MIT HESSEN MOBIL üBER DIE CHANCEN SPRECHEN

Aßlar (hp). Für rüde Töne im Parlament hat ein FWG-Antrag gesorgt, den Manfred Sauer vortrug: Der Magistrat solle von Hessen Mobil prüfen lassen, ob im Zuge des sechsstreifigen Ausbaus der A 45 statt der Deponieausfahrt eine komplette beidseitige Auf- und Abfahrt möglich ist.

Und diese eventuell mit einer 800 Meter langen Anbindung zur Willeck-Straße in Werdorf.

Die Erwartung: Weniger Lkw in der Kernstadt und in Werdorf, kein Deponieverkehr in der Stadt, weniger Lieferverkehr zum Industriegebiet Werdorf-Ost, zu Kann und Bedea. Auch die Anwohner des Bechlinger Wegs würden profitieren, da Pendler nach Bechlingen und von der Lemp Aßlar umfahren könnten.

Petra Lenzen (CDU) fand die Idee auf den ersten Blick gut, doch bei längerer Überlegung „nicht sexy“. „Es ist ja schon so, dass die Behelfsab- und -auffahrt von Schwarzfahrern genutzt wird, aber der sechsspurige Ausbau mit einer voll ausgeführten Auf- und Abfahrt wäre eine große Vernichtung von Naturressourcen.“ Es gebe bereits solche Einrichtungen in Ehringshausen und Aßlar. Die CDU habe mit Anliegern gesprochen, die nicht begeistert waren, deshalb lehne sie den Antrag ab. Michael Rau (Grüne) nannte den Antrag Humbug, dessen Realisierungschance gleich Null sei; selbst wenn, läge ein unverantwortlicher Flächenverbrauch vor. Die Entlastung sei marginal, die Belastung an anderer Stellen groß, weshalb seine Fraktion ablehne.

Möglichkeit jetzt prüfen lassen

Cirsten Kunz (SPD) befand für die Fraktion: „Einige sehen Vorteile, aber auch der Naturschutz fällt ins Gewicht. Doch wann, wenn nicht jetzt, sollten die Möglichkeiten geprüft werden, deshalb stimmen wir zu.“

Oliver Menz (Grüne) sprach von einem hanebüchenen Schaufensterantrag. Die FWG wende sich von der Realität ab, da eine Erweiterung nur talwärts möglich wäre und es sich gegenüber um FFH-Gebiet handele.

Stadtverordnetenvorsteher Paul Djalek (SPD) ließ sich von Christian Schwarz (FWG) vertreten und sprach sich als Stadtverordneter gegen den Antrag aus: „Wir haben schon die Deponieabfahrt gerade so mitgetragen, doch hier würden 1,6 Millionen Euro ausgegeben. Die Willeck-Straße ist viel zu klein, die Zerstörung der Natur riesig, es gibt keine Entlastung und wir sind froh, dass die Behelfsabfahrt bleiben kann, bis die Deponie in einigen Jahren voll ist. Deshalb bitte ich die FWG, den Antrag zurückzuziehen und werde dagegen stimmen.“

Schwarz zeigte sich überrascht von den Reaktionen: „Wir werden den Antrag nicht zurückziehen, wenn er abgelehnt wird, ist das eben so!“ Bürgermeister Roland Esch (FWG) erinnerte an die Probleme ohne Behelfsaus- und -auffahrt und die Anstrengung zu deren Erhalt.

„Vor einigen Wochen hat Hessen Mobil die Schilder entfernt und die Abfahrt dichtgemacht, bis sich die Abfallwirtschaft Lahn-Dill beschwert hat und sie wieder geöffnet wurde“, erläuterte er und erinnerte, dass der Pachtvertrag erneuert wurde und die Deponie noch mehr als 30 Jahre bestehe.

Esch rügte den Tonfall der Grünen und bat um einen sachlichen Umgangston: „So lächerlich ist dieser Antrag gar nicht und man sollte auf jeden Fall die Möglichkeiten jetzt prüfen, wo der Ausbau der Autobahn ansteht.“

Heiko Budde (CDU) sprach als Alternative eine Tonnagebegrenzung der B 277 an, die anderswo auch bestehe.

Schlussendlich wurde der Magistrat mit 20 Ja- bei 13 Neinstimmen und einer Enthaltung beauftragt.

Quelle: Wetzlarer Neue Zeitung, 02.11.2017