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Schulen: Kreistag kippt Grenze

FORTBESTAND DER GRUNDSCHULEN HäNGT NICHT MEHR AN MINDESTZAHL VON 90 SCHüLERN

Dillenburg/Haiger Herborn/Wetzlar (jli). Für einen Fortbestand von Grundschulen im Lahn-Dill-Kreis mussten die Schulen bisher mindestens 90 Schüler haben. Das hatte der Kreistag einst beschlossen. Am Montag kippten die Abgeordneten diesen Beschluss.

Eigentlich hatte die CDU für die Kreistagssitzung am Montag in Wetzlar beantragt, die Kreisverwaltung solle den Schulentwicklungsplan erneuern und damit insbesondere den kleinen Grundschulen mit weniger als 90 Schülern Planungssicherheit geben. Franz Ludwig Löw (CDU) sagte: Grundschulen seien ein Standortfaktor für Familien. Und eine starre Zielgröße von mindestens 90 Schülern an Grundschulen sei nicht zielführend.

SPD-Abgeordneter Jürgen Engel sah einen Schauantrag der CDU vor der Kommunalwahl und sagte: „Kein Mensch denkt im Moment daran, eine Grundschule zu schließen.“ Die CDU wolle nur vor der Wahl unterstellen, dass kleine Schulen geschlossen werden sollten, um sich dann als Retter aufzuspielen.

Darauf Jörg Michael Müller (CDU): „Würden sie uns garantieren, dass in der kommenden Periode alle Grundschulen erhalten werden?“ Engel: „Ich würde das.“

Vize-Landrat und Kreis-Schuldezernent Heinz Schreiber (Grüne) sagte: „Von unserer Seite wird zurzeit keine Schließung einer Grundschule betrieben.“ Eine Garantie könne er trotzdem nicht abgeben, denn in der Vergangenheit bei den Diskussionen über die Schließung von Grundschulen habe nicht die Schülerzahl alleine eine Rolle gespielt, sondern auch der Elternwille, nicht vier Jahrgänge in einer Klasse zu bündeln. Außerdem spielten auch die Finanzen, die Investitionskosten für kleine Schulen eine Rolle. „Wir können nicht zwei, drei Millionen Euro in eine Schule mit nur noch 30 Schülern stecken. Das ist hanebüchen.“

Und Schreiber berichtete, dass es im Lahn-Dill-Kreis auch Grundschulen mit weniger als 90 Schülern gebe. Der Kreis habe sich bisher nicht an „dieses Eckpunktepapier mit den 90 Schülern“ gebunden gefühlt. „Wir werden es demnächst aufheben.“

„Von unserer Seite wird zurzeit keine Schließung einer Grundschule betrieben“

Müller: „Dann können wir heute diesen 90-Schüler-Beschluss kippen. Der sorgt immer wieder für Verunsicherung.“ Auch FWG-Fraktionschef Roland Esch forderte die sofortige Aufhebung dieses Grundsatzbeschlusses. Er sei unnötig gewesen und habe in der Vergangenheit für schlaflose Nächte gesorgt. Esch formulierte einen entsprechenden Antrag. Dem stimmten alle Abgeordneten zu.

Quelle: Wetzlarer Neue Zeitung, 10.02.2016