Berichte

Auf gutem Weg zur Solarenergie

EIN BEGRIFF PRäGT IM PARLAMENT DEBATTE üBER DEN WIRTSCHAFTSPLAN DER AßLARER FREIZEITTHERME „LAGUNA“: HOFFNUNG

(gh). AßLAR . Sie ist immer wieder Thema in der Aßlarer Stadtverordnetenversammlung, die Mittelhessentherme „Laguna“. So auch jüngst wieder, als die Verabschiedung des Wirtschaftsplanes anstand. Kernpunkte der Debatte: Geld und Energie. Und immer wieder ging es auch um Hoffnung.

Kevin Ferber (SPD) eröffnete die Aussprache – und begann mit Positivem: Perspektivisch sei die Energieversorgung der „Laguna“ auf einem guten Weg, weg vom Erdgas, und zwar dank der Photovoltaikanlage (PVA). Und: Durch eine Fernwärmeleitung von Buderus Edelstahl könne der Wärmebedarf in anderthalb Jahren ebenfalls drastisch reduziert werden.

Beides zusammen bewirke, dass das mit Gas betriebene Blockheizkraftwerk nur noch als Reserve vorgehalten werden müsse. Stichwort Fernwärmeleitung: Bei einer Investition von 1,4 Millionen Euro könne man erst entscheiden, wenn die Planungen vorgestellt und beraten wurden. Daher beantragte die SPD, die Verpflichtungsermächtigung über diese Summe bis dahin mit einem Sperrvermerk zu versehen, was einstimmig erfolgte.

Schließung des Bades wäre teurer

Indes: Beides bringe der „Laguna“ 2023 noch nichts. Ferber: „Der Wirtschaftsplan der ,Laguna‘ weist einen Verlustabdeckungsbedarf von 1,65 Millionen Euro aus.“ So zumindest die Planung, die vom Prinzip Hoffnung getragen scheine; und zwar, dass der Gasverbrauch jetzt schon so drastisch gesenkt werden kann, dass man trotz eines zehnfach höheren Bezugspreises mit nur etwa den vierfachen Kosten auskomme.

Und: Mangels Stromversorgungsvertrag müsse der Strom unmittelbar am Spot-Markt eingekauft werden. Dieser sei aufgrund des Ukrainekrieges extremen Schwankungen unterworfen. Ferber meinte, dass der verdoppelte Ansatz für Stromkosten nicht ausreicht. Bürgermeister Christian Schwarz (FWG), erinnerte der SPD-Fraktionschef, habe bei der Einbringung des Wirtschaftsplans gesagt, dass eine Schließung der „Laguna“ die Stadt jährlich etwa 2,2 Millionen Euro kosten würde. „Für meine Begriffe ist der Abstand zwischen den jetzigen Kosten und den Schließungskosten entschieden zu klein, und wenn unsere begründeten Befürchtungen eintreten, wird sich dieser Abstand noch weiter verringern.“ Es müsse höchste Priorität haben, den Zuschussbedarf auf ein vertretbares Maß zu reduzieren. Fazit: Der Erfolgsplan sei „auf Kante genäht“ und weise nicht die notwendigen Reserven auf. Er hoffe, so Ferber, dass es finanziell nicht so schlimm komme wie befürchtet, aber die SPD lehne den Wirtschaftsplan aufgrund der großen wirtschaftlichen Unsicherheiten ab.

Adrian Guckelsberger (FWG) sah das anders. Es könne keinen überraschen, dass sich das Ergebnis der „Laguna“, wie aller energieintensiven Betriebe, unter den hohen und „zum Glück aktuell nicht mehr dramatisch steigenden“ Energiepreisen, verschlechtere. Der Gaspreis stieg von etwa 1 Cent/KwH auf 21 Cent. Der Bezug des Stroms erfolge über den Spot-Markt, der sich aktuell deutlich besser darstelle als Ende 2022 erwartet. Trotz der sinkenden Beschaffungskosten beschere Strom immer noch eine deutliche Mehrbelastung. Guckelsberger lobte die PVA, sie werde rund eine halbe Million Kilowattstunden pro Jahr erwirtschaften. Allerdings sei sie noch nicht am Netz, denn die EAM benötige eine neue Trafo-Station und hier gebe es Lieferschwierigkeiten. Er hoffe, dass der „direkte und gute Kontakt“ zur EAM dies beschleunige. Auch die neuen Energiesparpumpen seien ein wichtiger Baustein zur Energieeinsparung.

Thema Fernwärmeleitung: Nach aktuellem Planungsstand könne Buderus 3300 der von der „Laguna“ insgesamt benötigen 4500 Megawattstunden liefern. In der Kombination mit der PVA könne das Blockheizkraftwerk dann als Notfallreserve dienen. Auch die Variante einer Fernwärmeleitung von der Deponie zur „Laguna“ werde mit der Abfallwirtschaft und durch den Lahn-Dill-Kreis geprüft. Guckelsberger: „Wenn dies wirtschaftlich sinnvoll darstellbar ist, könnte als Abfallprodukt entstehende Wärme, die durch die thermische Verwertung von Abfällen entsteht, im Schwimmbad sinnvoll genutzt werden.“

Fernwärme auch von der Deponie?

Fazit: Der Ansatz von rund 1,6 Millionen Euro sei kein Grund zum Jubilieren, aber dennoch solide. Der Betrag sei im städtischen Haushalt bereits abgebildet. Und eine 2,2 Millionen Euro teure Schließung des Bades sei keine Alternative. Sprach’s und verwies auf 250.000 Besucher in 2022 und dass der Saunabetrieb das Schwimmbad (und damit DLRG-Schwimmkurse, Babyschwimmen und Seniorenkurse) subventioniere. Die neue Stollensauna mache das Bad weiter attraktiv. Zumal es ein weicher Standortfaktor für Unternehmen wie Pfeiffer Vacuum, dem größten Gewerbesteuerzahler, sei. Die AG suche bundesweit 150 Mitarbeiter, gerade hier zählten weiche Faktoren wie Kita, Seniorenbetreuung und „Laguna“. „Wir sind uns sicher, dass mit den umgesetzten Projekten und den zukünftigen Projekten, wie dem Bau des barrierefreien Eingangs, die richtigen und wichtigen Weichen für die Zukunft der Laguna gestellt sind.“

Michael Rau (Grüne) waren 1,6 Millionen Euro auch zu viel, daran müsse man arbeiten. Der Wirtschaftsplan gehe aber in die richtige Richtung. Die Stollensauna sei Ersatz für eine alte Sauna, was auch Energie spare, ebenso wie die PVA und neue Pumpen. Auch er war für den Sperrvermerk für die 1,4 Millionen Euro und den Bau des barrierefreien Eingangs. Rau hoffte, dass das Defizit am Ende nicht so hoch ausfällt wie befürchtet.

Niklas Kniese (CDU) befand: „Mit uns nicht.“ Früher musste die Stadt 450.000 Euro zuschießen, was die Grünen damals kritisiert hätten. Heute seien es 1,6 Millionen und die Grünen (in der Koalition mit der FWG) verteidigten den Ansatz, wunderte er sich. Die CDU stimme mit Nein, denn sie sehe kaum Ansätze, Geld zu sparen. Der neue Eingang sei sinnvoll, andere teure Investitionen wie neue Saunen nicht. Ergebnis: Der Wirtschaftsplan wurde mit 20 Ja-Stimmen (FWG und Grüne) bei elf Gegenstimmen (CDU und SPD) abgesegnet.

Quelle: Wetzlarer Neue Zeitung, 21.02.2023