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„Aßlar-West“ ist auf dem Weg

STADTVERORDNETENVERSAMMLUNG VOTIERT FüR AUFSTELLUNG DES BEBAUUNGSPLANS / SPD HAT BEDENKEN

(gh). „AßLAR. Die Stadtverordnetenversammlung hat in der jüngsten Sitzung das Baugebiet „Aßlar-West“ in der Kernstadt auf den Weg gebracht. Sie votierte bei acht Gegenstimmen der SPD für die Aufstellung des Bebauungsplanes für das Areal, das der Grekon 2 GmbH (Martin Bender) gehört.

Doch bevor es losgeht, gilt es noch Hürden zu nehmen.

Geplant sind auf rund 44 000 Quadratmetern ein allgemeines Wohngebiet im oberen Bereich, hin zum VfL-Gelände, und ein Mischgebiet unten, an der B 277. Je nach Plan und Zuschnitt der Flächen sind etwa 35 Bauplätze für Ein- und Zweifamilienhäuser sowie etwa sechs für Mehrfamilienhäuser möglich, wobei Letztere östlich angeordnet werden, um zur bestehenden Bebauung („Ziegelei“) überzuleiten.

Zum Ortsrand hin lockert die geplante Bebauung auf, hier sind oberhalb der ehemaligen Berkenhoff-Villa Ein- und Zweifamilienhäuser vorgesehen. Die Villa und die unterliegenden Flächen bis zur Herborner Straße sollen als Mischgebiet ausgewiesen werden, um gewerbliche Nutzungen zu ermöglichen. Einzelhandel wird ausgeschlossen.

Villenanlage steht unter Denkmalschutz

Das ehemalige Wohnhaus von Paul Drebes, das zuletzt als Verwaltungsgebäude genutzt wurde, steht leer, die Villenanlage mit Hauptgebäude, Terrassengarten und ehemaligem Wohnhaus des Chauffeurs ist als Kulturdenkmal geschützt und zudem wegen der Hanglage für gewerblich/industrielle Nutzung nicht geeignet, so die Vorlage der Stadtverwaltung.

Nötig werden ein neuer Verkehrsanschluss an die B 277 und eine Hauptachse in das Gebiet, über die auch eine eventuelle spätere Baulanderweiterung in Richtung „Geisenhöll“ erfolgen könnte. Der Bebauungsplan bezieht aber auch einen zur Erschließung notwendigen Abschnitt der Herborner Straße (für eine Abbiegespur) sowie ein Regenrückhaltebecken ein. Letzteres bereitet der SPD Sorgen.

Die SPD, so Kevin Ferber, habe neu überlegt und sei, anders als im Bauausschuss, nun gegen den Beschluss. Sie bezweifelt, dass das (steinige) Areal, wo ein Regenrückhaltebecken geplant ist, geeignet ist. Der Planer habe sich im Ausschuss zu vage ausgedrückt, machte Ferber deutlich. Zudem fragte er nach dem städtebaulichen Vertrag zwischen Stadt und Grekon, was bezahlbare Wohnungen angeht, und befürchtet eine scheibchenweise Erweiterung des Baugebiets nach Norden.

RP muss grünes Licht für das Baugebiet geben

Bürgermeister Christian Schwarz (FWG) befand, der Vertrag sei so wie vom Parlament beschlossen, unterzeichnet worden (im Februar hatte er erklärt, dass Bender eines der etwa sechs Mehrfamilienhäuser selbst vermieten will, zum Quadratmeterpreis von bis zu 8,50 Euro). Schwarz war überrascht, dass die SPD all das nicht im Ausschuss gefragt habe, als der Investor dabei war. Zudem gehe es aktuell um Phase eins hin zum Bebauungsplan, alles Weitere werde in Phase zwei geklärt.

Denn Voraussetzung für einen späteren Satzungsbeschluss über den Bebauungsplan ist die Zulassung einer Abweichung von den Festsetzungen des Regionalplans Mittelhessen. Sie muss beantragt und vom Regierungspräsidium Gießen genehmigt werden, erklärte Oliver Menz (Grüne, Vorsitzender Bauausschuss). Zudem ist eine Umweltprüfung (Immissionsschutz, Natur- und Artenschutz, Wasserhaushalt) vorgeschrieben, müssen Öffentlichkeit, Behörden und sonstige Träger öffentlicher Belange eingebunden werden.

Jens Guckenbiehl (FWG) lobte, mit der Aufstellung des Bebauungsplanes schaffe man ein modernes und energieeffizientes Baugebiet.

Menz entgegnete der SPD, es werde nicht alles bis hinauf zum Flugplatz beplant, man gehe Abschnitt für Abschnitt vor, heute gehe es um den ersten Abschnitt. Weitere seien möglich, aber aktuell kein Thema. Das Thema Rückhaltebecken würden Träger öffentlicher Belange aufgreifen.

Peter Kleber (SPD) kritisierte, dass der Investor nichts zu den denkmalgeschützten Gebäuden gesagt habe. Man müsse nicht immer alles erst erfragen müssen, der Ausschuss sei umfassend zu informieren.

 

ZWEI ANTRÄGE & EINE PERSONALIE

Zwei Anträge von FWG und Grünen werden den Aßlarer Bau- und Umweltausschuss beschäftigen.

So soll der Magistrat prüfen, inwiefern Regenwasser-Zisternen bei der Bewässerung von städtischen Anlagen wie Sportplätzen, Friedhöfen, kommunalen Gebäuden und Entnahmestellen für die Bewässerung von gärtnerischen Anlagen genutzt werden können. Dabei, so Kevin Ferber (SPD), soll man die Dachflächen im Blick habe n. Das Ergebnis und eine Wirtschaftlichkeitsrechnung sollen im Ausschuss vorgestellt werden, so das einstimmige Votum.

Dies galt auch für den Antrag, dass Aßlar, analog der hessischen Waldbaufibel von Hessen Forst, Grundsätze und Leitlinien zur naturnahen Wirtschaftsweise im Stadtwald beschließt. Inhalt sind etwa Entwicklungsgrundsätze für Waldbau und forstbetriebliche Beiträge zum Schutz wild lebender Tiere. Details werden im Ausschuss besprochen.

Ebenfalls unstrittig war, dass man Steffen Schill als neuen Vorsteher des Ortsgerichts Aßlar III (Bechlingen, Bermoll und Oberlemp) vorschlägt. Er soll Markus Keiner ablösen, der sein Amt aus persönlichen Gründen aufgibt.

Quelle: Wetzlarer Neue Zeitung, 27.05.2022