Berichte

Schwarze Zahlen sind nicht in Sicht

DIE FINANZEN DER SOZIALSTATION DER STADT AßLAR BESCHäFTIGEN DEN FACHAUSSCHUSS DES PARLAMENTS

AßLAR. Das Defizit der Sozialstation der Stadt Aßlar hat jüngst die Stadtverordnetenversammlung beschäftigt. Am Mittwoch stand – wie alle Jahre – der Bericht von Frank Becker (Verwaltung) und Stationsleiter Dirk Bode im Sozialausschuss auf dem Plan.

Die ambulante Sozialstation ist ein kommunaler Regelbetrieb und erstellt, anders als die „Laguna“, keinen Wirtschaftsplan, sondern ihre Erträge und Aufwendungen finden sich im städtischen Haushalt wieder. Bei den Erträgen schlagen im Wesentlichen Zahlungen der Kranken- und Pflegekassen zu Buche, bei den Aufwendungen die Personalkosten und hier der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst. Daher komme auch die finanzielle Schieflage.

An der Verwaltung liegt es nicht, stemmen die doch Bode und Stellvertreterin Simone Hampl sowie eine Verwaltungskraft, wobei Bode auch in der Pflege arbeitet. Das Team besteht ferner aus 20 Frauen und Männern, je zehn im Bereich Behandlungspflege/pflegerische Tätigkeiten sowie bei Betreuungs- und Entlastungsleistungen (hauswirtschaftliche Hilfe/Betreuung).

Drei Mitarbeiterinnen langzeitkrank

Von den insgesamt 23 Mitarbeitenden sind derzeit drei langzeitkrank. Was zu Mehrstunden (aktuell 987) für die anderen führt. Aber bisher sei hier keine Nachbesetzung der Stellen erfolgt, so Becker.

Mit Stichtag 1. September betreut die Sozialstation 62 Patienten mit Behandlungspflege, 69 im Pflegebereich und 98 mit vor allem hauswirtschaftlicher Hilfe. Im letzteren Bereich gibt es zudem eine Warteliste mit 24 Namen.

Das Jahresergebnis 2020 (Corona) weist ein Defizit von 352 000 Euro auf. Für 2022 rechnet Becker mit 332 000 Euro Defizit, bei Aufwendungen von 946 000 Euro und Erträgen von 614 000 Euro. Letzteres dürfte passen: Am 6. Oktober sind schon 467 463 Euro erreicht. Die Gesamtsumme der Aufwendungen bestehe zu 90 Prozent (857 000 Euro) aus Personalkosten.

Was, so Becker, an der Struktur der Sozialstation liege, in der überwiegend Fachkräfte (bis auf den Bereich Hauswirtschaft) arbeiten und nach Tarif bezahlt werden. Aber bei dem, was die Kassen zahlten, könne die Station nicht kostendeckend geführt werden, geschweige denn Gewinn machen. Wenn die Stadt weiter überwiegend Fachkräfte einsetzen wolle, koste es. Kosten, die ein privater Pflegedienst nicht habe. Ein Punkt, den Petra Lenzen (CDU) im Parlament angesprochen hatte. Sie fragte, warum private Pflegedienste schwarze Zahlen schreiben, die Sozialstation aber rote.

Also was tun? Wenn Fachkräfte wegfallen, könne man, so Becker, die Stellen mit Hilfskräften nachbesetzen, aber auch das ändere bei der Struktur der Station nichts nachhaltig. Falls man Stellen nicht nachbesetze, sei unklar, ob man die Aufgaben noch adäquat bewältigen könne, zumal die Sozialstation Aufgaben übernehme, die private Dienste nicht machen, weil sie sich nicht rechnen.

Es gebe keinen Weg, um von den hohen Kosten runterzukommen? fragte Mareike Jatsch-Heddrich (SPD). Das, so Bode, hänge auch davon ab, wie der Bund seine Pflegereform gestalte und wie die Kassen reagieren.

Das wisse derzeit niemand. Aber auch wenn es mehr Geld gebe, werde der „große Brocken“, so Becker, nicht zu beseitigen sein, denn die Tarife würden steigen, da sei er sicher.

Gudrun Esch (FWG) brach eine Lanze für Fachkräfte. Sie pflegten nicht nur, sondern bauten eine Beziehung zu den Patienten auf, das sei mit Geld nicht zu bezahlen.

Und die Stationsleitung stehe immer mit Rat zur Seite. Die Stadt lege in anderen Bereichen mehr drauf, man solle den hohen Standard halten und die Mitarbeitenden ordentlich bezahlen, „das ist es uns wert“. Dem stimmte Kerstin Novak (Grüne) zu. Die Leistung der Fachkräfte müsse man auch mit Geld anerkennen.

Quelle: Wetzlarer Neue Zeitung, 09.10.2021