Berichte

Eine Mittelinsel für Werdorf interview:

SOMMERINTERVIEW MIT BüRGERMEISTER SCHWARZ / ES GEHT UM VERKEHR, KITAS UND EIN BAUGEBIET

(gh). AßLAR-WERDORF. Es gibt Traditionen, die, auch wenn sie erst zwei Jahre jung sind, durchaus Potenzial haben. So etwa die, dass Aßlars Bürgermeister Christian Schwarz (FWG) zum Sommergespräch auf dem Dorfplatz von Werdorf Eis mitbringt.

Herr Bürgermeister, danke für das Eis ... Aber warum treffen wir uns hier?

Weil wir den Kindergarten im Rücken haben und einen der drei Bauwagen, die wir auch in Aßlar und Klein-Altenstädten aufgestellt haben. Zum neuen Kindergartenjahr soll hier alles fertig sein.

2020 trafen wir uns am Radweg bei Bedea. Wie steht es um den Lückenschluss dort?

Damals hatte ich gerade die Zusage für einen Förderbescheid erhalten und dachte, jetzt geht’s los. Aber der Bescheid selbst kam erst im November. Dann folgten die Ausschreibung und die Vergabe, aber das beauftragte Unternehmen musste warten, bis der Wasserspiegel der Dill sank. Auch wenn wir kein Hochwasser haben, war der Pegelstand der Dill in der ersten Jahreshälfte unheimlich hoch, es geht ja auch darum, zwei Brücken zu bauen. Die Arbeiten sind nun begonnen worden. Unser Ziel ist, dass der Radweg bis Ende 2021 fertig ist.

Nochmals Werdorf: Das Parlament hat eine Gebührenerhöhung beschlossen, die eigentlich – weil nicht im Pakt für den Nachmittag des Kreises – nur für die betreute Grundschule Werdorf gilt. Gibt es eine Lösung?

Wir sind, was das Gesamtkonzept „Stadt Aßlar im Pakt für den Nachmittag“ angeht, in engen Gesprächen mit Kreis, Schulen und Eltern. Für die Grundschule Aßlar ist der Weg frei gemacht. Es gibt eine Machbarkeitsstudie für die Grundschule Werdorf, die wie der Kindergarten im Ortskern liegt und dadurch stark eingeengt ist. Sie besagt, dass der Pakt an diesem Standort aus Platzgründen nicht möglich ist. Nun suchen wir nach Alternativen, wie wir die Betreuung im Rahmen des Paktes für den Nachmittag auch für Werdorf ermöglichen können. In Aßlar wird 2022 der Stichtag sein. In Werdorf klappt es aktuell wegen der Räumlichkeiten noch nicht, aber auch da haben wir die Priorität eins.

Werdorf zum Dritten. Für das Baugebiet Süd-Ost rechnet man mit bis zu 170 Neubürgern, Familien mit Kindern. Sind Kita und Grundschule darauf vorbereitet?

Im Kindergarten haben wir auch durch den Bauwagen Plätze geschaffen. Und was die Grundschule angeht, ist es schon so, dass auch der Schulträger durch die erwähnte Machbarkeitsstudie weiß, dass hier an der Kapazitätsgrenze gekratzt wird.

Noch eine Schule, die Alte Schule in Aßlar, die Kita werden soll ...

Momentan ist das Ziel, dass sie 2023 fertig ist. Das ist ein großes Projekt, wo es um neue Kita-Plätze geht. In der Kernstadt haben wir die meisten Einwohner. Und mit der Förderung von 90 Prozent ist das schon ein tolles Projekt, aber auch das größte, das wir derzeit vor der Brust haben.

Wir haben den Fachbereich Kinderbetreuung und auch die designierte Leiterin bereits in die Planungen einbezogen. Da kommen schon tolle fachliche Ideen, wie die Einrichtung besser werden kann, etwa bei der Anordnung der Räume. Aber die Planung nimmt eben viel Zeit in Anspruch.

Stichwort Planung. Was sind weitere wichtige Projekte?

Über viele haben wir schon gesprochen, etwa das Baugebiet Werdorf „Süd-Ost“ und die Kitas. Aber es geht in Werdorf auch um die Verkehrssituation am Ortseingang, ein emotionales Thema. Im Zusammenhang mit „Süd-Ost“ bekommen wir die Chance, eine Querungshilfe und eine neue beidseitige Bushaltestelle im Bereich der Firma Kann auf der B 277 zu errichten.

Hessen Mobil hatte das bislang immer abgelehnt, weil es eine Bundesstraße und ein kurviger Bereich ist. Im Zusammenhang mit „Süd-Ost“ und der Anbindung des neuen Baugebiets und der barrierefreien Bushaltestellen gibt es jetzt eher positive Zeichen, auch was die Förderung der Barrierefreiheit angeht. Wenn wir eine Mittelinsel haben, müssen Fußgänger nicht mehr die ganze Fahrbahnbreite überqueren, der Verkehr wird auch verlangsamt. Und wenn ein Bus in der Haltestelle steht, kann der auch nicht überholt werden, was den Verkehr zusätzlich bremst.

Ein Thema hätte ich gerne noch.

In der Ortseinfahrt Berghausen saniert Hessen Mobil im Auftrag des Kreises die Straßendecke. Die Bürgersteige machen wir, die Stadtwerke erneuern die Wasserleitungen aus den 50ern und den Kanal. Die Bushaltestelle wurde an den Dreschplatz verlegt, das ist aber ein Provisorium.

Manche befürchten, dass sie für immer dort sein soll.

Nein, das nicht, aber sie soll auch für die Bauzeit bis Ende des Jahres ordentlich und vor allem sicher funktionieren. Damit die Firmen ihre Logistik aufrechterhalten können, haben wir die Arbeiten so eingeteilt, dass immer eine Zufahrt offenbleibt. Wenn alle Arbeiten abgeschlossen sind, werden wir mit dem Ortsbeirat und den Bürgern überlegen, wie der neue Ortseingang gestaltet wird.

Last but not least ist die drohende Schließung der „Müllabfahrt“ der A45 ebenfalls ein Aßlar-Thema. Gibt es etwas Neues?

Staatssekretär Deutschendorf vom hessischen Verkehrsministerium hat uns geschrieben, dass das Land die Wichtigkeit dieser Abfahrt sieht. Der Verkehr, der nach Schließung über die umliegenden Orte fahren würde, sei nicht hinnehmbar. Nun warten wir auf die Aussage des Bundesverkehrsministers. Aber es hat sich doch dank des beständigen Nachbohrens, auch gemeinsam mit dem Lahn-Dill-Kreis, etwas getan, denn noch Ende 2019 hatte das Land die Notwendigkeit der Abfahrt nicht gesehen.

Das Interview führte Gert Heiland.

Quelle: Wetzlarer Neue Zeitung, 10.08.2021