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„Ja, aber“ zur Kita in der Alten Schule

AßLARS BAUAUSSCHUSS BEFASST SICH MIT EINER MACHBARKEITSSTUDIE / ERWEITERUNGSBAU WäRE NOTWENDIG VON GERT HEILAND

AßLAR. Taugt die denkmalgeschützte Alte Schule, die die Stadt Aßlar für 550 000 Euro gekauft hat, zur Kindertagesstätte? Dieser Frage galt am Montagabend das Interesse des Aßlarer Bau- und Umweltausschusses. Er befasste sich mit der Machbarkeitsstudie des Architekturbüros Keul-Müller.

Matthias und Wolfgang Müller stellten das Ergebnis vor: So wie das Haus aktuell dasteht, ist es nicht geeignet. Aber das könnte man durch einen zweigeschossigen Erweiterungsbau mit Verbindung zum Altbau auf dem jetzigen Parkplatz ändern.

Das Gebäude (Baujahr um 1897, Anbau 1957) kitagerecht umzufunktionieren und zu erweitern, kostet einiges. Und zwar 2,737 Millionen Euro, wovon Bund und Land aber 2,45 Millionen zahlen, sodass am Ende für den Stadtsäckel noch 282 000 Euro bleiben.

Neue Einrichtung für drei bis vier Gruppen

Dieser Landeszuschuss sollte eigentlich für eine Krippe in der Erbsengasse ausgegeben werden, konnte aber mit Zustimmung des Landes umgewidmet werden, erinnerte Bürgermeister Christian Schwarz (FWG). Voraussetzung sei, dass das Gebiet des Förderprogramms „Soziale Stadt Ziegelei/Backhausplatz“ um den Bereich „Alte Schule“ erweitert wird. Dem hatten die Stadtverordneten jüngst schon zugestimmt.

Nun stand die Machbarkeitsstudie im Fokus. Vier Nutzungskonzepte schlugen die Architekten vor, nur eines davon wäre machbar: Nutzung des Altbaus plus zweistöckigem Erweiterungsbau samt Verbindungsbau auf dem Parkplatz.

Dabei wären die Personalräume im Obergeschoss, sodass auch ein zweites Treppenhaus als Rettungsweg nötig wäre. Kinder sollten aber nur unten betreut werden, etwa im Erdgeschoss des Altbaus die U3-Gruppe und im Erdgeschoss des Neubaus die beiden anderen Gruppen. Dann stünden insgesamt rund 500 Quadratmeter zur Verfügung. Und man könnte durch Umbauten im Erdgeschoss des Altbaus Platz für eine vierte Gruppe schaffen.

Gerhard Schlier (CDU) zweifelte die Zahlen an. Er brachte kostspielige Unwägbarkeiten wie Brandschutz und Denkmalschutz ins Spiel und kam auf geschätzte Kosten von 3,9 Millionen Euro. Einen Neubau bekomme man für rund 1,4 Millionen, Container seien noch günstiger. Die Architekten hielten die Summe für unrealistisch. Sie bauten gerade eine dreigruppige Kita; Kosten: drei Millionen.

Erol Genc (FWG) befand, für einen Neubau gebe es keine Zuschüsse, man habe die Alte Schule für eine Kita gekauft. Schwarz ergänzte, die Studie sei der erste Schritt, es gehe darum, zu klären, ob man das Ziel mit dem bereitstehenden Geld auch erreichen kann. Ausschussvorsitzender Oliver Menz (Grüne) nannte die Kita in zentraler Lage „smart“, warb aber wie Schlier und Kevin Ferber (SPD) für einen Ortstermin vor dem Votum des Gremiums. Genc war dagegen, jede Verzögerung verteuere das Projekt nur. Und dass Zeit Geld ist, verdeutlichten auch die Architekten: Wegen der europaweiten Ausschreibung und der Suche nach Fachberatern rechnen sie nicht vor März 2021 mit dem Baubeginn.

Horst Klaper (Bauamt) zeigte die Alternative auf: Entweder die Chance nutzen und agieren oder auf 2,4 Millionen Euro Fördergeld verzichten, eine zeitliche Verschiebung bringe nichts. Sein Kollege Oliver Krämer lobte die Studie. Sie sei schon ein Vorentwurf. Es gehe darum, von den Stadtverordneten ein Votum zu bekommen, wie es weitergehen soll. Die Studie sei nur der Startschuss. Fazit am Montag: Vor einer Empfehlung an die Stadtverordnetenversammlung will sich der Ausschuss das Haus näher anschauen und vor der Parlamentssitzung am 22. Juni nochmals tagen. Das letzte Wort hat dann das Hohe Haus.

 

GRUNDSTÜCKE ERBSENGASSE VERKAUFEN

Im Zusammenhang mit den Plänen für eine Kita in der Alten Schule empfiehlt der Ausschuss einstimmig, die für den Neubau vorgesehenen Grundstücke in der Erbsengasse an die Seniorenzentrum Aßlar GmbH zu verkaufen. Sie will auf ihrem Grundstück Nr. 6 seniorengerechte Wohnungen bauen und eine Tagespflege einrichten. Und nun soll sie auch die beiden städtischen Grundstücke bekommen.

In der Erbsengasse 4/6 wird das mit der Stadt abgestimmte bisherige Gebäude nach Westen an das bestehende Haus verschoben und bleibt sonst unverändert. Es hat die gleiche Trauf- und Firsthöhe wie der Altbau , so dass es den Blick auf den Kirchberg und die Kirche nicht tangiert. In der Erbsengasse 8 werden die Tagespflege sowie Schulungs- und Büroräume des Seniorenzentrums nebenan sein.

Quelle: Wetzlarer Neue Zeitung, 10.06.2020