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Die Aßlarer wählen Schwarz

BüRGERMEISTERWAHL IN AßLAR: 62,5 % 2384 STIMMEN CHRISTIAN SCHWARZ (FWG): 37,5 % 1431 STIMMEN MARKUS KEINER (SPD): KANDIDAT DER FWG SETZT SICH IN DER STICHWAHL GEGEN MARKUS KEINER VON DER SPD DURCH VON GERT HEILAND

AßLAR. Sonntagabend. Wieder (wie am 26. Mai) der Bornbergsaal der Stadthalle, diesmal mehr „Schlachtenbummler“, etwa 80. Wieder wirft der Beamer die Ergebnisse aus den Wahllokalen an die Wand. Nur diesmal gibt es ein klares Ergebnis: Christian Schwarz (FWG) wird der neue Bürgermeister der Stadt Aßlar und damit Nachfolger von Roland Esch (FWG). Er ging aus der Stichwahl mit SPD-Mann Markus Keiner als Sieger hervor. Schwarz bekam 62,5 Prozent der Stimmen, Markus Keiner kam auf 37,5 Prozent.

Um 18.38 Uhr stand das Ergebnis fest und der Jubel war groß, begrüßten die Aßlarer ihren neuen Bürgermeister mit Standing ovations, rhythmischem Klatschen und vielen Glückwünschen.

Wahlempfehlung von Menz und Grothe

Freilich, nach dem ersten Durchgang durfte man erwarten, dass es so ausgeht. Immerhin kam Schwarz da schon auf 47,4 Prozent und Keiner auf 21,5 Prozent.

Aber: Oliver Menz (Grüne, 10,4 Prozent) und Tobias Grothe (parteilos, 16,7 Prozent) hatten im Vorfeld ihre Sympathie für den Sozialdemokraten bekundet. Und hätten sich alle ihre Wähler – so wie die Lempgemeinden Bechlingen, Bermoll und Oberlemp es getan haben – für den Bechlinger Keiner entschieden ...

Sei’s drum. Das Ergebnis ist eindeutig und es lag relativ schnell vor. Das Wahllokal im Standesamt war am flottesten, es gab seine Zahlen schon um 18.08 Uhr durch. Schlusslicht war die Briefwahl, denn immerhin 1284 Wähler hatten diese Möglichkeit genutzt.

Am Ende war aber die Freude groß, hagelte es Glückwünsche. Und Geschenke, vor allem für den Wahlsieger, darunter zwei Kiefernsetzlinge vom Heimatverein Jüterbog, einen kleinen für Keiner und einen großen für Schwarz.

Nur 38,0 Prozent Wahlbeteiligung

Gute Worte gab es auch, und zwar von dessen Vorgänger, dem jetzigen Ersten Kreisbeigeordneten Roland Esch. Er wünschte „Christian“ viel Erfolg bei seinen vielfältigen Aufgaben, dass er Bewährtes beibehält, zum Beispiel die solide Haushaltsführung und die Vereinsförderung, und dass er da ist für die Menschen, „denn dafür ist er gewählt“. Esch erhofft sich für seinen Nachfolger mehr Unterstützung von der Politik, vor allen der anderen Fraktionen, und dass alle gut zusammenarbeiten. Esch lobte ausdrücklich den fairen Wahlkampf.

Was auch Markus Keiner tat, der keinen niedergeschlagenen Eindruck machte. Er bedauerte allerdings die niedrige Wahlbeteiligung und dass die Bevölkerung für die Kommunalpolitik, die sie ja direkt betreffe, so wenig Interesse zeige. Er befand, dass Christian Schwarz die Bürger offenbar besser erreicht hatte als er selbst. Aber er könne mit seinem Ergebnis gut leben.

Und der künftige Bürgermeister Schwarz gestand: „Ich bin völlig überwältigt. Wie ist es eigentlich genau ausgegangen? Ich habe nichts mitbekommen, weil alle auf mich losgestürmt sind.“ Er habe ja schon im ersten Durchgang ein „wahnsinnig tolles Ergebnis“ gehabt, aber es musste weiter Wahlkampf gemacht werden. Man wusste ja nicht, für wen die Wähler votieren, die ihre Stimme im ersten Wahlgang den anderen Kandidaten gegeben hatten. „Außerdem spielt ja auch die Wahlbeteiligung eine große Rolle, die heute erschreckend niedrig war. Ich bin überglücklich, dass es geklappt hat, und freue mich schon auf meine Arbeit. Ich habe während des Wahlkampfes alles aufgesaugt, was Generationen von Aßlarern wichtig ist, und werde alles daran setzen, im Sinne der Bürger zu arbeiten."

Sein neues Büro im Rathaus werde er voraussichtlich erst am 1. September beziehen. „Aber ich werde schon mal hineinschnuppern und auch hospitieren, wenn man mich lässt, damit ich nicht bei Null anfangen muss.“

Und so bleibt am Ende bei aller Freude und Zufriedenheit ein Wermutstropfen: Die Wahlbeteiligung von 38 Prozent. „Miserabel“ sei das, meinte ein Parlamentarier, und ein gestanderer Politiker fragte fast resignierend: „Warum machen wir das mit der Direkwahl überhaupt?“

 

Quelle: Wetzlarer Neue Zeitung, 24.06.2019