Berichte

Viel Lob und eine Entschuldigung

AßLARS STADTVERORDNETENVERSAMMLUNG ERNENNT ROLAND ESCH ZUM EHRENBüRGERMEISTER

AßLAR (hpz). Er hat sehr oft andere geehrt, nun wurde dem scheidenden Bürgermeister selbst eine Ehrung zuteil. Die Stadtverordnetenversammlung hat Roland Esch (FWG) am Mittwochabend auf Antrag der FWG zum Ehrenbürgermeister ernannt.

Freitag, 12. April 2019

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Katharina Schäfer fasste die Hintergründe des Antrags zusammen: „Roland Esch begann seine ehrenamtliche Tätigkeit 1993 als Stadtverordneter und Vorsitzender des Bau-, Grundstücks- und Verkehrsausschusses, wurde im Februar 1996 zum Bürgermeister gewählt, drei Mal wiedergewählt und ist es bis heute.“

Er habe eine Ära begründet und alle Verdienste aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen, sodass Schäfer nur einige aufzählte: Engagement für Partnerstädte und Europa, Stadtfest, Bau der Nordtangente, die Laguna, Einsatz für Kindertagesstätten, der Wille, Aßlar für alle zu einer lebenswerten Stadt zu machen, das Bestreben, die Finanzen der Stadt solide und ohne Experimente zu führen, stets ausgeglichene Haushalte.

Einen Aßlarer als Vize-Landrat zu haben, sei für alle eine prima Sache. Da 26 Jahre als Mandatsträger und Bürgermeister die Voraussetzungen der Hauptsatzung der Stadt Aßlar sogar um sechs Jahre überschreiten, sei es eine Selbstverständlichkeit, ihn zum Ehrenbürgermeister zu ernennen. Das sahen allerdings nicht alles so.

Oliver Menz, Fraktionsvorsitzender der Grünen und Bürgermeisterkandidat: „Für ihn spricht, dass er dreimal wiedergewählt wurde, der Stadt vorgestanden und sie nach außen gut repräsentier hat – daran gibt es nichts zu deuteln.“ Befremdlich fand er den Umgangston bei der Arbeit im Parlament, der nicht für Größe sprach, weil oft die Souveränität fehlte. Menz bedauerte die emotionale Seite, die mit Gestik und Mimik im Rücken den respektvollen Umgang mit dem Redner am Pult unmöglich machte. So erfolgte die Ernennung zum Ehrenbürgermeister mit fünf Gegenstimmen der CDU und vier Enthaltungen der Grünen. Erster Stadtrat Ernst Holzer (SPD) fand es „immer schwierig“, für den Magistrat die passenden Worte zu finden, wenn man es mit einer Person wie dem Bürgermeister zu tun hat. „Der persönliche Umgang war manchmal schwierig im Parlament – im Magistrat war die Stimmung immer gut und insgesamt war auch die politische Arbeit recht ordentlich“.

Holzer: „Ich hoffe, dass er im Kreisausschuss Rücksicht auf den Landrat nimmt, wenn der montags nach einer Niederlage seines Fußballvereins pflegebedürftig ist.“ Christian Schwarz (FWG), der Stadtverordnetenvorsteher Paul Djalek (SPD) vertrat und ebenfalls zur Wahl antritt, fasste alle Bereiche, in denen Esch tätig war, zusammen.

Von Beginn an war er Kraft Amtes Vorsitzender der Betriebskommission Stadtwerke und seit 1999 Vorsitzender des Eigenbetriebs Laguna. Esch hat viele Ämter bekleidet, war von 1997 bis 1999 im Arbeitskreis Jugendforum, seit 1996 Vorsitzender der DRK-Ortsvereinigung und seit 2006 im Vorstand der Bürgerstiftung, die er initiierte. Außerdem war er im Kreistag.

„Nach etwas mehr als einem Vierteljahrhundert als aktiver Teilnehmer werde ich vielleicht noch mal reinschauen, weil mir die Arbeit immer Spaß gemacht hat“, sagte Esch. „Ich habe schon bei meiner Wahl im Kreistag gesagt, dass ich immer gerne Bürgermeister von Aßlar gewesen bin und die nach mir kommen werden sehen, dass man es nicht jedem recht machen kann.“ Esch bat um Entschuldigung, wenn er jemand zu nahe getreten sei und dankte für die gute Zusammenarbeit, bei der über 90 Prozent der Beschlüsse einstimmig gefasst wurden, mehr als 95 Prozent mit großer Mehrheit und nur ein kleiner Rest strittig war. „Insgesamt hat es gut funktioniert und auch der finanzielle Saldo kann sich sehen lassen: Aus der einen Million Euro an Rücklagen bei Amtsantritt sind rund fünf Millionen geworden; wir können also gar nicht so schlecht gewirtschaftet haben.“

Er wünschte dem Parlament für die Zukunft Sachlichkeit. „Ich habe immer gerne mit den Bürgern zu tun gehabt, die mich vier Mal gewählt haben, danke für die Ehrung und auch die Ehrlichkeit – da muss man durch!" Dank ging an alle die „mitgemacht haben“, ob in Gremien oder Vereinen. „Es war mir eine Freude, zum guten Schluss in einem Europa, in dem gerade herumgezankt wird, auch noch eine neue Städtepartnerschaft zu schließen“, so Esch. E sei spannend, vom Lahn-Dill-Kreis aus zu betrachten, wie es weitergeht. „Mir hat’s gefallen, wem nicht, der behalte es ab sofort für sich, vielen lieben Dank, machen Sie’s gut, ciao!“

Quelle: Wetzlarer Neue Zeitung, 12.04.2019